callitaday- Zeit
Gedankenspiele

Loslassen

Durch dich habe ich mich gut gefühlt. Besser, irgendwie.
Vielleicht warst du sogar mein Antrieb. Mein Motor, könnte man fast sagen.
Schon bei unserer ersten Begegnung war klar: da ist irgendwas.
Wir haben uns einfach verstanden, mussten nicht viel reden, nicht viel erklären.
Da war diese Vertrautheit, von Anfang an.
Aber es war nie leicht. Nie einfach, so wie es doch sein sollte.
Wie es sein muss, um zu funktionieren.
Obwohl wir uns so nah waren, warst du oft so weit entfernt.
In den Nächten, in denen du neben mir lagst, habe ich mich am einsamsten gefühlt.
Irgendwie verloren.
Und mit der Zeit bist du mir entglitten.
Dann war da nur noch ich. Und was ist dann noch übrig?
Die Fragen: Wer bin ich überhaupt? Was mach ich hier? Und warum?
Erdrücken mich.
Zeit heilt alle Wunden, hat man mit gesagt. Ich konnte es nicht mehr hören!
Habe mich immer gefragt, wann denn endlich genug Zeit vergangen ist.
Die Erinnerungen an die guten Tage schwappten über und nahmen mich ein, machten es mir nahezu unmöglich, dich zu vergessen.
Wollte ich dich überhaupt vergessen?
Will ich dich vergessen?
Du wirst mir fremd, das macht mir Angst. Aber es befreit mich auch.
Es wird besser.
Heute Morgen bin ich aufgewacht und da war diese Leichtigkeit. Die Last auf meiner Brust, die mich die letzten Wochen stetig begleitet hat, ist plötzlich weg.
Ich kann wieder atmen. Einfach so.
Weil ich mich wieder spüre, wieder weiß wer ich bin.
Das ich gut bin, so wie ich bin.
Ich stehe auf und gehe zum Spiegel, wie jeden Morgen, seit Wochen.
Ich sehe müde aus, erschöpft.
Aber ich lächle. Ein ehrliches Lächeln.
Da ist dieser Funken Energie in mir, an den ich mich klammere.
Ein leichtes Kribbeln im Bauch.
Vielleicht wird ja doch alles gut.
Mit der Zeit.

 

 

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